Kebap Haus zum Lachenden Timmey!

Dienstag, August 15, 2006

Die andere Anarchie

Hi Jul!

Du fragst, ob es anarchistische Regionen gibt?
Gibt es!

Im Südosten Mexikos, im Bundesstaat Chiapas, gibt es autonom verwaltete Gemeinden, aufgebaut von der EZLN, der Zapatistischen Armee zur nationalen Befreiung. Die indigene Urbevölkerung leidet schon lange unter miesesten Lebensbedingungen, Ausbeutung durch weiße Großgrundbesitzer und dauernde Repressionen durch den Staat.

Im Januar 1994 rebellierte die EZLN, besetzte Ländereien und verteilte das Land an tausende indigene Familien. Große Teile von Chiapas sind seitdem von ihnen besetzt und sie fordern dafür den Autonomiestatus und die Anerkennung indigener Rechte.

In ihren Gebieten haben sie eigene Strukturen für Bildung, Gesundheit, Verwaltung, Recht und Ökonomie. Das Leben dort ist basisdemokratisch organisiert. Alle Angelegenheiten werden lange diskutiert, und alle Ämter werden in Rotation vergeben, jeder Amtsträger kann sofort abgesetzt werden wenn die Basis nicht mit ihm zufrieden ist. Die Gemeinden leben davon, dass alles in unentlohnter kollektiver Arbeit gemacht, und von internationaler Solidarität, z.B. Manu Chao ist ein wichtiger Unterstützer.

Die Gemeinden leiden weiterhin unter militärischer Schikane, daher werden permanent internationale Menschenrechtsbeobachter gebraucht. Das Symbol der Zapatisten ist die Sturmmütze, alle sind vermummt, denn sie sind in der mexikanischen Gesellschaft "die ohne Stimme und ohne Gesicht", anonyme Rechtlose.

Seit einem Jahr läuft "die andere Kampagne". Der charismatische Sprecher Subcomandante Marcos besucht im ganzen Land unzählige linke parteiunabhängige Organisationen, die sich vernetzen sollen zu einem außerparlamentarischem Linksbündnis und gemeinsam eine neue, antikapitalistische Verfassung ausarbeiten sollen, das wird einige Jahre dauern.

Infos gibt für spanischkundige unter www.ezln.org oder von der deutschen Unterstützergruppe Gruppe Basta! www.gruppe-basta.de